Mit Kind und Kegel nach Amerika!
30.IX - 16. XI 1950

Wer eine groβe Reise tut,
Der kann etwas erzählen.
Verliere nur nicht gleich den Mut,
Wenn die Kofferschlüssel fehlen.
Zum Schluβ ist alles doch verpackt,
Der Kinderwagen abgewrackt,
Das Geld vertan, es reicht der Rest
Grad noch für das Oktoberfest.

Es weint der Himmell tausend Tränen
Als wir am Münchener Bahnhof steh’n
Die Treuen ließen sich’s nicht nehmen
Sie wünchen uns “Auf Wiedersehen!”
Verstaut sind unsere Siebensachen,
Das ganze Abteil ist besetzt.
Und alle die die Tür aufmachen,
Die fliehen wieder ganz entsetzt
Der deutsche Schaffner sieht mit Schmunzeln
Sich türmen unser ganz Gepäck
Der Österreicher tut die Stirne runzeln
Der Italiano will nicht weg
Und er versucht uns zu bewegen,
Von all dem Kram doch einige Stück
Als Passagiergut aufzugeben -
Indes- er hat damit kein Glück.
Doch der Triester, goldbetresst,
Nimmt uns dann ab die ersten Lire
Er sich gar nicht beschwatzen lässt
Kassierte auch noch die Passpapiere
Und in Triest sieht man uns sitzen
Von Polizei genau bewacht,
Um unsere Pässe wir sehr schwitzen
Nach Stunden werden sie gebracht
Nun heiβt es, auf das Schiff in Eile,
Wir setzen uns in schnellsten Trab.
Doch diesmal hat es gute Weile –
Es geht 8 Tage später ab.
Du bist so teuer, schönes Triest
Das ist der ganze Jammer
Volle 8 Tage sitzen wir fest,
Bewohnen ‘ne Bodenkammer
Mit Kinderwagen die kreuz u. die quer
Traben wir durch die Stadt.
Hinauf zum Leuchtturm, hinunter zum Meer
Bis groβe Blasen man hat
Das groβe Gepäck wird Stück f.(für) Stück
Hin zum Hotel gekarrt.
Die Polizisten sind freundlich zum Glück,
Verschaffen uns freie Fahrt
Doch was ist mit dem Essen los,
Wie werden wir denn satt?
Wir essen pasta schuta bloβ
In der billigsten Kneipe der Stadt
Nun geht es endlich hinaus auf’s Meer,
Da sind wir aber froh.
Auch die Kabine passt uns sehr,
Das Essen is so so.
Der Rainer kriegt die Zügel an
Dann geht es auf das Deck.
Nach kurzem ist der kleine Mann
Schon schwarz vor lauter Dreck

Der Kapitän lässt sich kaum seh’n,
Und spricht auch nie ein Wort.
Die Mannschaft sieht man müßig stehn’n
Faulenzen ist ihr Sport.
Leicht wiegt das Schiff die ruhige See
Wir freuen uns an der Sonne.
Man denkt, zuhause fällt bald Schnee
Wir aalen uns mit Wonne

Doch Rainer, der hält gar nicht viel
Vom Sitzen und vom Liegen
Das Schiff durchforschen ist sein Ziel
Sein Dickkopt tut oft siegen
Und nach 8 Tagen sehen wir
Schon winken Spaniens Küste
Hinauf geht’s den Guadalavir
Und man kriegt Landgelüste.
Doch zieht es sich noch lange hin,
Der Fluβ wird immer enger.
Dann sitzt man in der Schleuse drinn,
Gut, daβ das Schiff nicht länger
Das Schiff ist grad genauso lang,
Wie breit ist dieser Fluβ
Der Umstand peinlich werden kann,
Wenn man es drehen muβ
Doch schleiβlich ist es rumbugsiert,
Es ist schon tiefe Nacht.
Die Leinen werden aufklariert,
Ein Landgang wird gemacht.
Die Stadt Sevilla ist hübsch im Licht
Doch trotz vielen Reden
Kriegt man im Lande Francos nicht
Nachts Dollars getauscht in Peseten.
Wir wandern durch Alkazar
Und sehen maurische Pracht.
Der Nachtmittag dagegen war
Beim Amikonsul verbracht.

Der jagt uns den gröβten Schecken ein
Mit dem “Security Akt”
Er meint, “man lieβe uns nicht hinein,”
Das wäre doch vertrakt!
Doch sind wir nun schon mal so weit,
So lassen wir nicht locker.
Wir sind zu einen Kampf bereit,
Sind keine Stubenhocker
Cadiz wird kurz nochmal berührt,
‘Ne Ladung man noch hat.
Rainer derweil groβ Reden fürhrt,
Vor den Kindern der halben Stadt.

Wir trinken den letzten spanischen Wein
Auf der Piazza am Hafen.
Das Schiff fährt dann in die Nacht hinein
Wir verlassen Europa beim Schlafen
Vierzehn Tage auf hohen Meer,
Der Wind weht bald sanft, bald frisch
Mal schaukelt es wenig, mal schaukelt es mehr
Mal sieht man ‘nen fliegenden Fisch
Schön ist’s auf Deck bei Vollmondschein,
Wenn’s in der Kabine zu heiβ
Wir befinden uns südlich des Krebses schon
Von der Stirne rinnet der Schweiß
Unsere Ladung ist excellent,
Der Kamphähne achtzig und acht
Von ihnen der Rainer sich selten nur trennt.
Er macht kikkerie u. lacht.
Dann riecht es nach Knoblauch meilenweit
Vertreibt uns vom Achterdeck schier
Für Cuba doch scheinst n’ne Notwendigkeit
Oliven auch, Schnaps und Papier.
An blinden Passagieren hat’s auch keine Not
Gleich 4 haben wir auf dem Schiff
Der Käpt’n wird vor Zorn schon ganz rot
Und schimpfet fürchterlich
Doch endlich kommt das Land in Sicht
Ein jeder ist aufgeregt.
Havanna liegt vor uns im Sonnenlicht.
Doch der Platz auf dem Dock ist belegt.
Dann geht das Entladen recht langsam vom Fleck
Die Cubaner laβen sich Zeit
Erst nach 10 Tagen kommt man hier weg
Wir durchwandern die Stadt weit u. breit
Beim Konsul haben wir gar kein Glück,
Der liest die Papiere und sagt:
Ihr reist am besten wieder zurück –
So steht’s im Security – Akt
Wir sagen, wir hätten keinen Pfennig Geld
Und könnten zurück nicht fahren.
Der cubanishche Staat die Entscheidung fällt:
Er will uns auch nicht haben.
Auf diese Weise fahren wir
Noch mit nach USA
Doch kommen wir unter Bewachung hin
Gleich 2 Mann stehen da.

Wie schrecklich, daβ in jungen Jahren,
Als wir von Politik noch nichts gewußt
In der H.J. gewesen waren,
Wie das ein jedes Kind gemuβt
Dafür nun sollen wir hier büßen
Und warten auf des Generals Entscheid.
Vielleicht werden wir die Heimat wieder grüßen
Es hängt ganz ab von seiner Freundlichkeit
Doch nach drei Tagen ist die Schlacht geschlagen
Man läβt uns für 6 Monate erst mal zieh’n
Nun können wir die Weiterreise wagen
Und schnell verläßt man New Orleans
Dann steigen wir rasch in den silbernen Zug
Und richten uns häuslich dort ein.
Der bringt uns in zwei Tagen im Flug
Nach Californien hinein.
Er füht uns fast nur durch ödes Land,
Ganz selten sieht man ‘nen Baum.
Doch genug Kakteen und sehr viel Sand
Und endlos dehnt sich der Raum.
Doch als am Ziel wir endlich dann
Im Land Calfornia,
Da schauen wir alle uns glücklich an,
Wie schön ist es doch da.

Zuletzt geändert: 30.11.2025 18:21:40