Daniels Tagebuch

Premiere in der Kreuzkirche

2 außergewohlichen Acts
  • 16.05.2025 19:00:00

  • Kreuzkirche, Bonn, Deutschland

  • sonnig 26°C

  • #TB,
  • #Video,

in der Kreuzkirche

Florian Arbenz - Schlagzeug, Perkussion Greg Osby - Saxophon Arno Krijger - Hammondorgel Immy Churchill - Vocals

Medna Roso

Zvezdana Ostojié Gloria Lindeman Julijana Lesic Jovana Lukic

All Vocals

Hayden Chisholm - Saxophone, Shruti Box, Vocals, Analog-Synthesizer Kit Downes - Orgel

Faszinierende Stimmen in der Bonner Kreuzkirche:

Wie eine Naturgewalt, wie ein Phänomen, das nicht von dieser Welt ist, füllte am Freitagabend ein A-cappella-Quartett aus Zagreb die Kreuzkirche: Vier glasklare, kraftvolle, in den Raum strömende Frauenstimmen vereinigten sich zu einem mächtigen, kompakten Chor, der herbe Melancholie mit expressiver, ins Hirn einschneidender Klage verband. Das in der Kreuzkirche zum Quartett geschrumpfte Quintett PJEV teilte sich mit seinem traditionellen Liedgut aus Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina den Kirchenraum mit der monumentalen Ott-Orgel. Der Pianist Kit Downes entlockte ihr zunächst fahle, spröde, brüchige Töne, ließ dann aber das Monster von der Kette und stellte dem brillanten Frauenquartett wahre Klanggebirge in den Weg – die vier meisterten sie mühelos.

Ein Schauspiel, dem das Publikum atemlos fasziniert folgte. Einzig der neuseeländische Saxofonist Hayden Chisholm, der dieses transkulturelle Projekt „Medna Roso“ initiiert hat, fand seine Rolle nicht recht. Zwar glänzte er mit einigen Soli, doch etliche in die willkommene Stille zwischen Orgel und Chor gesetzte musikalische Arabesken und Klangspielereien wirkten eher hilflos.

Nicht sehr überzeugend hatte der Abend in der Kreuzkirche mit einer musikalischen Konversation des Schweizer Schlagzeugers Florian Arbenz begonnen, der mit einem sehr heterogenen Quartett auf die Reise ging. Es zeigte sich, dass das Schlagzeug – zumal Arbenz’ nicht sehr inspiriert bediente Batterie – in der halligen Akustik der Kirche kaum eine Chance hatte. Glanzpunkte setzten allenfalls der stoisch auftretende, fulminant improvisierende Saxofonist Greg Osby und das große Stimm-Talent Immy Churchill.

Churchill, die mit ihrer wunderschön geführten Altstimme, perfekter Intonation und einer Bandbreite, die von Sprech- und Lautgesang über Jazzballaden bis zum klassischen Kunstlied reicht, feiert gerade in London ihren Durchbruch. Diese Stimme muss man sich merken. Churchill und das Quartett aus Zagreb gehörten zu den Entdeckungen des Abends und wurden entsprechend gefeiert.

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