Dialoge zwischen Bösendorfer und Steinway
Marialy Pacheco und Francesco Tristano beim Beethovenfest im Rheinischen Landesmuseum Bonn
Unterschiedliche Temperamente und Instrumente: Marialy Pacheco spielt den Bösendorfer, Francesco Tristano den Steinway.
Sie sei ein „Sonnenscheinmensch“, so die Pianistin Marialy Pacheco vor dem Konzert – optimistisch schaue sie auf ihre privilegierte Situation als Musikerin in der derzeitigen Weltlage. Da kann ihr Klavierpartner Francesco Tristano nur zustimmen. So unterschiedlich die lebensfrohe kubanische Jazzpianistin und der eher zurückhaltend wirkende Klassiker aus Luxemburg sind, so gut verstehen sie sich.
Musikalisch ist Johann Sebastian Bach ihr Fixstern. Pacheco bewundert Tristanos Einspielung der Goldberg-Variationen, er ihren Latin Jazz. Tristano hat mit Techno und Elektronik experimentiert, sie klassisches Klavier studiert, kurz: Beide sind offen für Neues. „Wir hatten einfach Lust, miteinander Musik zu machen, das will man nicht mit jedem“, verraten sie.
Der Titel des Abends im ausverkauften Rheinischen Landesmuseum, lautete „Reunion“. Da sich das sympathische Duo, seitdem es sich auf Schloss Elmau gefunden hat, nie trennte, kann man ihn auf die Gemeinsamkeit zwischen Barock und Jazz beziehen, nämlich die Freude am Improvisieren. „Bach hat seine Improvisationen sozusagen aufgeschrieben“, so Pacheco, „wenn wir gespielt haben, puff, dann ist es weg“.
Den musikalischen Rahmen des gemeinsamen Auftritts bildete Bachs Cembalo Konzert Nr. 7 in g-Moll BWV 1058, ursprünglich als Violinkonzert konzipiert (a-Moll BWV 1041). Pacheco und Tristano hatten die Orchester- und Solo-Partien im Wechsel arrangiert. Der Swing darin war von Anfang an zu hören. Im langsameren Andante in der Mitte genießen sie die melancholische Basslinie und die feinen Triller genauso wie im Finalsatz das flotte Tempo der Gigue. Pacheco spielt auf einem Bösendorfer Flügel, mit weichem schlankem Ton, Tristano auf einem präzise tönenden Steinway; diese klanglichen Unter-schiede passen gut zu den beiden Musikerpersönlichkeiten.
Zwischen den Bachsätzen eingestreut sind Improvisationen, darunter das Ende aus Keith Jarretts „Köln Concert“ „Memories of Tomorrow“ – interessant nun für zwei Klaviere zu hören. Daneben vor allem eigene Improvisationen, sie heißen „5-9-5“, „Sunshine State“, „La Comparsa“, einmal stellt Tristano seinem Thema eine komplette Ricercar des frühbarocken Komponisten Girolamo Frescobaldi voraus, um dann mit seiner meist lächelnden Duopartnerin in von repetitiven Basslinien geprägte, Improvisationen abzutauchen. Er spielt gerne ostinate Bassfiguren, gerne minimalistisch, sie liebt das freie, tänzerische Spiel und die vielfältige afrokaribische Rhythmik ihrer Heimat nonchalant einzuflechten; trotz der Unterschiede treffen sie sich musikalisch inmitten ihrer unabhängig voneinander entstandenen Ideen, und wenn es am Schluss ist, den zelebrieren sie gerne.
Große Begeisterung beim Publikum, darunter viele Fans